Das war treffpunkt.BILDUNG #8
Was war das Thema & die Fragestellung des siebten treffpunkt.BILDUNG?
Wie kann Gewalt bei Jugendlichen vorgebeugt, verstanden & eingegrenzt werden?
Was geschah alles & welche Erkenntnisse konnten gesammelt werden?
Francis Blümel (Visuell Gedacht) begleitete den gesamten Abend mit einem Graphic Recording, das die Inhalte anschaulich festhielt.
Datum & Ort: 16. Oktober 2025, Education Lab der Stadt Wien.
Format & Auftakt: Nach einer kurzen Ankommensphase und Sitzordnungs-Lotterie starteten wir mit „Das halten wir von Gewalt“ einem Video mit Stimmen von Jugendlichen, gefolgt vom Perspektivenwechsel in 2er-Gruppen und zwei realitätsnahen Szenarien (Streit am Sportplatz; gemeines Meme in einer Chatgruppe).
Wissenschaftlicher Impuls (Tamara Höfer, Verein Richtungswechsel):
siehe Präsentation
- Alter–Kriminalitäts-Kurve bleibt stabil: Die bekannte „age–crime curve“ bestätigt, dass Jugendspitzen normal sind – diese Generation ist nicht „schlimmer“, sondern folgt bekannten Entwicklungsverläufen.
- Die Jugendkriminalität ist in den vergangenen Jahren spürbar zurückgegangen. Auch wenn der öffentliche Diskurs oft einen Anstieg nahelegt, zeigen die Zahlen einen kontinuierlichen Rückgang der Verurteilungen.
- Bedürfnisorientierung statt Schuldzuweisung: Prävention startet früh und stellt Bedürfnisse in den Mittelpunkt – nicht nur Gründe oder Etiketten.
- Positive Jugendentwicklung (PYD) als Handlungsrahmen: Wirksame Prävention stärkt fünf Bereiche: (1) körperliche & psychische Gesundheit, (2) sichere Lern- und Lebensorte, (3) verlässliche Beziehungen, (4) Bildungs- & Erwerbschancen, (5) strukturierte Aktivitäten & Engagement.
Praxisinput (Dir. Markus Ratz, Sportmittelschule Wendstattgasse):
- Schlüsselrolle Erwachsener: Ein*e konstant fürsorgliche*r Erwachsene*r wirkt stark präventiv – mit klaren, gerechten Erwartungen und echter Teilhabe junger Menschen.
- Schule als Lernraum für Konsequenzen: Wirksam ist ein Klima, in dem Jugendliche verstehen: „Was tue ich – und was lerne ich daraus?“ Sozialkompetenz trainieren, Vorurteile abbauen, Konsequenzen gemeinsam mit Schüler*innen entwickeln.
- Kooperation statt Insel-Lösungen: Prävention gelingt über Netzwerke – z. B. schulübergreifend und mit städtischen Stellen wie der Kinder- und Jugendhilfe (MA 11).
Planspiel & Abschluss:
In 6er-Gruppen entwickelten die Teilnehmenden aus verschiedenen Rollen konkrete Präventions-Aktionspläne und „First & Second Aid“-Ansätzen.
Wichtigste Erkenntnisse aus dem Planspiel
- Zusammenarbeit & Vernetzung: Enge Kooperation zwischen Schule, Eltern, Jugendarbeit, Politik und Schüler*innenvertretung, Community-Gefühl und Zugehörigkeit fördern
- Partizipation & Mitbestimmung: Schüler*innenparlamente & Klassenräte stärken
- Schulebene: Schulsozialarbeit & Schulpsychologie ausbauen, Externe Workshops & Mentor*innenprogramme
- Pädagog*innen & Leitung: Fortbildungen zu Emotionen, Konfliktlösung & Gewaltprävention, Mehr Zeitressourcen und Budget für Prävention
- Eltern & Politik: Elterncafés und mehrsprachige Elternabende
- Schüler*innen & Jugend: Selbstwert stärken, Kummerkasten & Peer-Mediation